Frauenwaldau nach dem Ende des 2. Weltkrieges:

Herr Dr. Hans May, Rüdersdorf bei Berlin, übersandte uns freundlicherweise folgenden Bericht:

Sonnabend, den 20.Januar 1945, mittags Räumungsbefehl für Frauenwaldau. Der kleinere Teil der Einwohner wurde mit der Eisenbahn abtransportiert, ca. 1800 Personen verließen, zu einem Treck zusammengestellt, mit Pferdewagen die Heimat. Der Marsch ging über Trebnitz - Obernigk - Riemberg - Grossen zur Oder, die bei Maltsch mit der Fähre überquert wurde. Sodann ging es weiter bei grimmigster Kälte bis Hertwigswaldau bei Jauer. Am 8. Februar mußten wir von dort weiter über Prausnitz - Löwenberg - Greifenberg - Friedland, über das Gebirge, Einsiedel (Sudetenland) - Leitmeritz - Lobowitz - Saaz - Podersam bis nach Plan-Tissa. In Tissa kam für den größten Teil des Frauenwaldauer Trecks der große Halt. Da der Gesamttreck zu stark war, war er bereits vorher geteilt worden. Der eine Teil war nach Bayern weitergetreckt und befindet sich heute noch dort, der zweite Teiltreck war in der Umgebung von Mies untergebracht. Am 4. Mai 1945 besetzten Amerikaner das Gebiet, am 12. Juni wurde unser Treck mit noch anderen zusammengesetzt, Ziel Heimat. Dieser hoffnungsvolle Rückmarsch wurde bald abgebremst, auf Wiesen und Feldern lagen wir wochenlang herum, bis wir am 29. Juni in das Lager Tepel kamen. Nachdem wir 4 Wochen unter amerikanischer Bewachung dort zugebracht hatten, sollte es nunmehr endgültig nach der Heimat gehen. Aber schon am 15. des gleichen Monats wurden wir von den Tschechen restlos ausgeplündert, Pferde, Wagen ohne Entschädigung weggenommen, auf offenen Kohlenwagen verfrachtet und nach dem Lager Svetes bei Bilin gebracht. Von da ab Lager hinter Stacheldraht, und unter strenger tschechischer Bewachung wurden die Männer in Kohlengruben beschäftigt, Frauen mußten in einer Glasfabrik arbeiten. Von dort wurden die meisten Insassen Anfang September abtransportiert mit unbekanntem Ziel, später landeten sie in der Gegend von Leipzig und wurden in der weiteren Umgebung untergebracht. Die letzten kamen erst am Ende des Jahres 1946 aus der Tschechei nach Deutschland zurück.

In Frauenwaldau sind folgende Wirtschaften und Häuser abgebrannt: Schmidt,Gustav.- Kupke, Eisenbahner.- Baer.- Jahny, Kaufmann.- Bunk, Sattler.- Hippe, Josef, Bauer.- Mandel, Müller.- Tometscek, Gasthaus.- Stanelle, Kaufmann.- Alte kath. Schule.- Apotheke.-Neues Pfarrhaus.- Rother, Schmiede.- Schnotale, Stellmacher.- Speth, Kaufmann.- Gusinde, Gasthaus.

(Quelle: Heimatbrief Nr.6 aus dem Jahr 1948 für den Kreis Trebnitz)

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Wieviel Einwohner Frauenwaldau heute hat, kann nicht berichtet werden. Das weiß wohl kaum der Bürgermeister. Es befinden sich ein Pfarrer und 6 Schwestern, die 30 Kinder betreuen, darunter befinden sich auch mehrere deutsche Waisenkinder. Die Bahn geht fünfmal am Tage nach Breslau. Im Doktorhaus wohnen der Sägewerksverwalter und ein Elektriker mit Frau und Eltern. Der Garten hat über und über geblüht, so daß es eine Pracht war. Kein Gasthaus ist geöffnet. Bei Dabisch werden Versammlungen abgehalten. Bei Stechardt wohnt ein Bauer, der in seiner Heimat auch eine Wirtschaft hatte, bei ihm ist alles in bester Ordnung im Gegensatz zu allen anderen Bauern. 3 Schulen sind vorhanden, am Bahnhof die evangelische, die neue Schule und das Gusinde-Haus, in dem Schüttler wohnte, wurde auch Schule. Ein Lehrer und 4 Lehrerinnen sind angestellt. Die Ernte 1949 war gut.

(Quelle: Heimatbrief Nr. 8 für die Zeit vom 15.-22.11.1950)

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